[HOW TO] DIY-TASTATUR - TEIL 2: BENÖTIGTE WERKZEUGE UND KOMPONENTEN

04/2020 von HOLGER DASSLER - Zurück zur Übersicht

Wer sich eine individuelle Tastatur zusammenbauen möchte, benötigt nicht nur die entsprechenden Komponenten, sondern auch einige Werkzeuge. Welche das genau sind, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst und stellen kurz unsere Empfehlungen vor, mit denen eine einfache Umsetzung möglich ist. Dabei achten wir im Falle der Werkzeuge auf kostengünstige Lösungen, die trotzdem für ein hervorragendes Ergebnis sorgen.

Im ersten Teil unseres How-To-Projekts zur DIY-Tastatur haben wir die Vorteile einer individuellen Lösung besprochen. In Teil 2 soll es nun darum gehen, welche Werkzeuge und Komponenten benötigt werden. 

 

WERKZEUGE

Lötstation

Prinzipiell am wichtigsten ist eine Lötstation. Im Netz gibt es zahlreiche Angebote zu günstigen Lösungen, die auf den ersten Blick auch brauchbar erscheinen aber letztlich zu schlechten Lötergebnissen führen. Deshalb empfehlen wir Stationen, die gewisse Eigenschaften bieten. Dazu gehört unter anderem, dass die Temperatur regelbar ist und somit der gewünschte Wert eingestellt werden kann. Die benötigte Temperatur liegt bei 350 bis 390 Grad Celsius. Ideal ist auch, wenn sich die Spitze des Lötkolbens wechseln lässt und eine ESD-Absicherung integriert ist. 

Wir empfehlen die Aoyue 936A, da die Lötstation für 35 Euro den Zweck erfüllt und dabei noch ein gutes Ergebnis erzielt. Wer direkt mehr investieren möchte, sollte sich bei Hakko umschauen. Dort sind deutlich hochwertigere Geräte erhältlich, die allerdings nur für Anwender empfehlenswert sind, die zukünftig tiefer in die Materie eintauchen wollen oder die Lötstation auch für andere Zwecke nutzen können.  

Zubehör

Passend zur Lötstation, sollte auch das nötige Zubehör nicht fehlen. Dazu gehört ein Metallschwamm, um das überschüssige Lot von der Spitze zu entfernen und eine Entlötpumpe, die dabei hilft Fehler auszubessern, denn damit lassen sich Switches auch wieder ganz einfach auslöten. Alternativ besteht auch die Möglichkeit ein entsprechendes Kupferband zum Entlöten zu verwenden. Dieses saugt das Lot auf und ist effizienter einzusetzen, als die Entlötpumpe.

Ansonsten gehören noch ein kleines Schraubendreher-Set und ein Tastenkappen-Abzieher zum notwendigen Werkzeug.

Lot

Neben einem guten Lötkolben oder einer guten Lötstation spielt vor allem das Lot eine wichtige Rolle und ist entscheidend für das Lötergebnis. Es sollte vor allem auf die Qualität geachtet und daher nicht zu einem absoluten Billigprodukt gegriffen werden, weil dort meist schlechte Flussmittel enthalten sind. Hochwertiges Lot ist beispielsweise von Felder und Kester erhältlich. Ansonsten hat sich die 60/40-Mischung aus Zinn (SN) und Blei (Pb) bei Tastaturbauern bewährt. Es sollten jeweils zwei Durchmesser gekauft werden: 0,5 Millimeter für LEDs und 0,75-1 Millimeter für die Switches. 

Bezugsquellen

TASTATUR-KOMPONENTEN

Um die Tastatur schlussendlich bauen zu können, sind im Vorfeld die dazugehörigen Komponenten zu organisieren. Diese lassen sich online über zwei Wege beziehen. Zum einen besteht die Möglichkeit, die Produkte direkt aus Asien zu kaufen. Dann kann es allerdings zu langen Lieferzeiten, eventuellen Zollkosten und Problemen bei Defekten kommen. Die komfortablere und empfehlenswertere Bezugsquelle ist ein lokaler Onlineshop. Dessen Vorteile sind kurze Lieferzeiten, keine Zollgebühren und Service im Falle eines Defekts. Außerdem kann ein lokaler Händler Beratung bieten, was gerade Einsteigern enorm hilft. Wir können folgende Bezugsquellen empfehlen:  

Switches

Eine der wichtigsten Komponenten eines Keyboards sind ganz klar die Switches. Diese entscheiden am Ende über das Tippgefühl und die Charakteristik der Tastatur. Neben unseren Standard-Ausführungen wie MX REDMX BLACKMX BLUEMX BROWNMX SPEED und MX SILENT, gibt es noch die speziellen Varianten wie MX CLEARMX GREY, MX WHITE und MX GREEN. Was diese Switch-Typen unterscheidet, erklären wir in den kommenden DIY-Artikeln. 

Platine/PCB

Die Platine bildet die Basis jeder Tastatur und sorgt dafür, dass die analogen Eingaben der Schalter in digitale Signale für den PC umgewandelt werden. Es gibt hier verschiedene Anbieter und Größen. Anfängern empfehlen wir das SATAN GH60 oder vergleichbare Platinen, weil der Aufbau recht einfach ist und sich die 60-Prozent-Tastaturen einer großen Beliebtheit erfreuen. Idealerweise sollte das PCB eine Multilayout aufweisen, weil damit verschiedene, länderspezifische Tastenbelegungen möglich sind.

Stabiliser

Die Stabiliser sind notwendig, um beispielsweise der Umschalt- und Leer-Taste mehr Stabilität zu geben. Diese müssen vor dem Lötvorgang auf dem PCB aufgebracht werden und dem entsprechenden Länder-Layout und der Tastenkappenlänge entsprechen. 

Rahmen

Je nachdem, welche Switch-Montage gewählt wird, ist ein Rahmen notwendig. In diesen werden die Tastenschalter eingeklickt und dann mit dem PCB verlötet. Der Rahmen sollte idealerweise dem spezifischen Länder-Layout der finalen Tastatur entsprechen oder Multilayout-kompatibel sein. Generell ist die Rahmen-Montage die einfachere Option für Anfänger. Wer will, kann aber auch die PCB-Montage wählen, benötigt dann aber die entsprechenden Schalter-Ausführungen mit den zusätzlichen Haltestiften am Boden. Dann entfällt der Rahmen. 

Gehäuse

Ein Gehäuse nimmt nicht nur PCB und Rahmen auf, sondern gibt der Tastatur auch Form und Stabilität. Dabei sind viele Variationen durch verschiedene Materialien und Farben möglich. Egal ob Holz, Metall oder Plastik, das Gehäuse ist am Ende mit den Tastenkappen der sichtbare Teil der Tastatur und sollte in einem ansprechenden Design gewählt werden.  Die Größe muss aber auf jedem Fall auch technisch zum Rahmen und dem PCB passen.  

Tastenkappen

Abgerundet wird jede individuelle Tastatur durch ein Tastenkappen-Set. Hier bietet der Markt eine enorme Auswahl an. Nicht nur das Design ist vielfältig, auch hinsichtlich der Qualität gibt es zahlreiche Unterschiede. Den günstigen Einstieg bilden einfache, lackierte ABS-Ausführung. Als hochwertigste Lösung gelten Double-Shot-PBT-Tastenkappen. Letztere werden unter anderem von GMK hergestellt, einem deutschen Unternehmen, das unter Kennern die absolute Spitze in diesem Bereich darstellt.  

Sind alle diese Komponenten vorhanden, kann der Bau der Tastatur losgehen. Wie das genau funktioniert und worauf zu achten ist, erklären wir in den kommenden Teilen dieser Artikelserie.